9. Dezember 2025
Noëmi van Gelder gewinnt Richtungswahl in der ICZ
Noëmi van Gelder (51) wird neue Präsidentin der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ICZ, der mit 2’500 Mitgliedern grössten jüdischen Gemeinde der Schweiz. An einer von über 700 Mitgliedern besuchten Generalversammlung setzte sie sich in der Wahl gegen die als Co-Präsidenten gemeinsam kandidierenden Arthur Braunschweig (66) und Edi Rosenstein (69) mit 502 gegen 214 Stimmen durch. Noëmi van Gelder übernimmt damit am 1. Januar 2026 das Amt des scheidenden Präsidenten Jacques Lande. Van Gelder ist auch Präsidentin des Verbandes schweizerischer jüdischer Fürsorgen VSJF.
Der Entscheid der Generalversammlung hatte einerseits mit van Gelders Persönlichkeit und ihrem bisherigen Leistungsausweis zu tun. Sie gilt als zugänglich und als Macherin und hat dies in ihren fünf Jahren im ICZ-Vorstand, davon die letzten zwei als Vizepräsidentin, mehrfach unter Beweis gestellt. So war sie unter anderem nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine dafür verantwortlich, in der ICZ innerhalb kurzer Zeit eine Hilfe für Ukraineflüchtlinge aufzubauen.
Den Ausschlag für die klare Wahl durch die Mitglieder der ICZ gab aber auch Noëmi van Gelders Verhältnis zu Israel. Denn wegen des weitverbreiteten Antisemitismus und der insbesondere in der politischen Linken massiven Kritik an Israel als Folge des Kriegs in Gaza stand das Verhältnis der Juden in der Diaspora zu Israel im Zentrum der Wahl. Dass sich 70 Prozent der ICZ-Mitglieder für Noëmi van Gelder als Präsidentin aussprachen, zeigt, dass sie deren «in Stein gemeisseltes Bekenntnis zum Existenzrecht Israels als jüdischer Staat» teilen. Gleichzeitig misstrauten sie in dieser derzeit zentralen Frage van Gelders Gegenkandidaten Braunschweig und Rosenstein, die dem linken Jüdischen Forum Schweiz Gesher nahestehen.
Der Gesher-Vorstand hatte unter anderem vor wenigen Wochen den Regierungsrat des Kantons Zürich «rassistischer Untertöne» bezichtigt, weil dieser aus Sicherheitsbedanken die Aufnahme von kriegsversicherten Kindern aus Gaza abgelehnt hatte. Denn diese Kinder werden von je drei bis vier Erwachsenen begleitet, welche der Hamas zugerechnet werden müssen oder der Terrororganisation nahestehen. Van Gelder und der scheidende ICZ-Präsident Lande hatten die Gesher-Kritik am Regierungsrat mit scharfen Worten verurteilt.
Dass es sich bei der Generalversammlung deshalb um eine eigentliche Richtungswahl handelte, zeigt anschliessend auch die Wahl eines zusätzlichen Vorstandsmitgliedes. Dabei setzte sich der Noëmi van Gelder nahestehende Patrick Balkanyi mit 429 zu 194 gegen Arthur Braunschweig durch. Die grösste jüdische Gemeinde der Schweiz bleibt damit auch in Zukunft fest auf der Seite Israels.
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