17. Juli 2025
«Wir wollen die korrekten Fakten über Israel in die Welt hinaustragen»
Gil Hoffman ist seit Juni 2022 Direktor und Chefredaktor der Medienbeobachtungsstelle HonestReporting, die gegen Vorurteile im Journalismus und in den Medien bei der Berichterstattung über Israel kämpft. Zuvor arbeitete der israelisch-amerikanische Journalist 24 Jahre lang als politischer Chefkorrespondent und Analyst bei der renommierten israelischen Tageszeitung The Jerusalem Post. Im Interview mit FokusIsrael.ch geht er auf den Krieg in den Medien ein und erklärt, weshalb so viele Israel diskreditieren.
Interview: Reto E. Wild
Gil Hoffman, vor diesem telefonischen Gespräch schreiben Sie, Sie hätten einen verrückten Reiseplan und würden nonstop in den USA vor Publikum reden. Wo und vor wem?
Ja, ich eile von Termin zu Termin. Sie erwischen mich nun vor einem Inlandflug. Vorher trat ich in Colorado, New York und Massachusetts auf, hauptsächlich vor Juden, die sich für Israel interessieren.
Und was lösen Ihre Vorträge aus?
Zu Überraschungen kommt es im Publikum nicht. Die Auftritte sind so weit gut über die Bühne gegangen.
Was sind die Hauptziele, die sie mit HonestReporting erreichen wollen?
Wir wollen die richtige Botschaft und die korrekten Fakten über Israel in die Welt hinaustragen und tun dies über unsere Website honestreporting.com und in den sozialen Medien. Auf Instagram haben wir beispielsweise über 101 000 Follower und setzten über 1500 Posts ab. Auf X sind es rund 111 000 Follower.
Sie beobachten nur englischsprachige Medien wie BBC, Telegraph oder New York Times, aber keine Medien in anderen Sprachen? Die spanischen Medien beispielsweise sind sehr antiisraelisch eingestellt.
Nein, andere Sprachen sind noch nicht vorgesehen. Wir untersuchen aber auch Nachrichtenagenturen wie Reuters oder AP. Unter honestreporting.com/tag/camera zeigen wir mehrere Beispiele auf. Camera berichtet in Spanisch, Arabisch, Hebräisch und English und setzt sich ebenso für die Genauigkeit in der Berichterstattung und in der Analyse zum Nahen Osten ein.
Bleiben wir bei HonestReporting. Laut Website finanzieren Sie sich über wohltätige Organisationen.
Ja, das ist richtig.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten falschen Behauptungen, die seit dem 7. Oktober 2023 über Israel verbreitet werden?
Es wird versucht, Israel als aggressiven Staat darzustellen, der einen Genozid verübt, obwohl am 7. Oktober 2023 so viele Juden wie noch nie seit dem Holocaust ermordet wurden. Es ist unglaublich: Bereits am 8. Oktober wurde der Hashtag «genocide» kreiert.
Wer steckt dahinter?
Nun, das sieht nach einer koordinierten Aktion aus, um Israel zu diskreditieren. Die Kräfte dahinter wollen Israel von der Landkarte löschen. Wenn sie das Land nicht militärisch besiegen können, versuchen sie es mit einem Narrativ. Und das scheint offenbar aufzugehen, denn die Medien machen mit.
Wieso sind so viele Medien gegen Israel?
Die Journalisten wollen einen Aussenseiter und sehen ihn in den Palästinensern, weil Israel eine starke Armee hat. Das ist blinder Aktivismus und auch Antisemitismus. Wie wir auf Instagram posten, scheint es heute normal zu sein, Juden zu hassen.
Ist die PR der Palästinenser besser als jene von Israel, oder geht es um den von Ihnen angesprochenen Vergleich mit David und Goliath?
Klar ist, dass die Palästinenser genau wissen, wie sie ihre Nachrichten verbreiten müssen, damit sie in den Medien Niederschlag finden. Die Palästinenser reden von Genozid in Gaza, und die Medien greifen es auf, ohne über die wirklichen Genozide in Afrika oder Asien zu berichten.
Was sind die Quellen von HonestReporting, damit Sie sicher sind, dass Sie den Menschen auf der Basis der Wahrheit die Augen öffnen können?
Wir haben direkte Quellen zur israelischen Regierung und zum Militär und zu israelischen Medien, die unabhängig über den Krieg berichten.
Was empfehlen Sie beispielsweise den Schweizerinnen und Schweizern, die die tatsächliche Wahrheit in die Bevölkerung bringen möchten?
Schauen Sie unseren Auftritt in den sozialen Medien an! Wir posten regelmässig Storys von Unregelmässigkeiten oder falschen Anschuldigungen. Ich ermutige die Europäer, unsere Inhalte zu teilen.
Sie haben den angeblichen Genozid erwähnt, den die Israelis in Gaza verübt haben sollen. Was sind weitere falsche Behauptungen?
Für den Begriff «Hunger» gibt es eine international anerkannte Definition. Nur erreichen die Zahlen aus Gaza diese Definition nicht. Dennoch behaupten Medien regelmässig, Israel hungere die Bevölkerung aus.
HonestReporting berichtet über die Tunnelanlagen in Gaza.
Genau. Das sind mehr als 500 Kilometer lange Tunnels in Gaza unter Wohnhäusern, Spitälern, Moscheen und Schulen, die dazu benutzt werden, Waffen, Terroristen und Lieferungen zu schmuggeln. Sie finden eine interaktive Karte dazu auf tunnels.honestreporting.com Dann verstehen Sie, wie die zivile Infrastruktur in Gaza zur Waffe gemacht wurde. HonestReporting hat zudem aufgedeckt, dass ein angeblicher CNN-Journalist ein Hamas-Terrorist war. Die Liste von solchen Fällen ist unendlich lang. Leider geht uns die Arbeit nicht aus.
Beispiele von HonestReporting-Recherchen
Zahlreiche, selbst renommierte Medien, berichten ungefiltert über Ereignisse. HonestReporting hinterfragt auf Facebook, Instagram und X. Hier einige Beispiele:
- Von den Nachrichtenagenturen Reuters und Associated Press AP sowie auch von der New York Times publizierte Fotos zeigten das Al Shifa-Spital in Gaza mit Frauen, Kindern, Pflegern auf den Bildern. Aber die ebenfalls dort präsenten Hamas-Angehörigen, die auf Videos, welche in den Sozialen Medien zirkulierten, gut zu sehen sind, wurden nicht gezeigt. Unterhalb des Al Shifa-Spitals fanden sich später Tunnels, die von der Hamas für ihren Kampf gegen Israel gebaut worden waren.
- Die BBC strahlte live ein Konzert über das britische Punk-Duo Bob Vylan in Glastonbury aus. Die Sänger erwähnten in Sprechchören «Tod, Tod den IDF» und riefen damit zur Ermordung israelischer Soldaten auf. 200 000 Menschen besuchten das Musikfestival. Mehrere Millionen mehr verfolgten das Geschehen auf BBC. Bei diesen Sprechchören geht es nicht darum, Gerechtigkeit für die palästinensischen Autonomiegebiete zu schaffen. Sie sind eine Waffe des Antisemitismus.
- Die israelische linke Tageszeitung Haaretz berichtete unter Berufung auf einen anonymen Angehörigen der israelischen Armee, diese habe bei den Lebensmittelverteilzentren der Organisation Gaza Humanitarian Foundation «killing fields – Tötungszonen» eingerichtet. Mit Maschinengewehren würden dort Massaker an der Bevölkerung verübt, welche gekommen sei, um Nahrungsmittel abzuholen. Ein Experte von HonestReporting deckte die offensichtlichen Widersprüche im Haaretz-Artikel auf. Dazu gehört, dass die Behauptung, die IDF würde gezielt mit Maschinengewehrsalven und mit Mörsergranaten ein Massaker an den Nahrungsmittel in Empfang nehmenden Zivilisten verüben, allein schon aufgrund der angegebenen geringen Todesopferzahlen (1 bis 5 pro Tag), nicht wahr sein konnten. Dennoch übernahmen zahlreiche westliche Medien den Haaretz-Artikel.
- Der Zionismus ist keine Debatte. Man kann die Existenz eines Landes nicht ablehnen. Israel, der einzige jüdische Staat, existiert. Und diese Realität zu leugnen, sollte als rassistisch, radikal, extremistisch und ganz sicher als antisemitisch eingestuft werden. Wer sich also 2025 als Antizionist bezeichnet, ruft zur Zerstörung einer Nation und ihres Volkes auf. Wieso? HonestReporting nennt die Fakten.