27. August 2025
So manipuliert die UNO die Hungersnot-Messung in Gaza
Von Sacha Wigdorovits
In Gaza herrsche eine Hungersnot, erklärt die zuständige Unterorganisation der UNO. Allerdings wendet sie für diese Feststellung eine ganz andere Messmethode an als bei der Beurteilung von anderen Hungersnöten wie zum Beispiel im Sudan oder in Somalia.
Eine Hungersnot («Famine») liege dann vor, wenn 30% der Kinder an Unterernährung leiden würden. So definierte IPC, die Hilfsorganisation der UNO für die Evaluation von Ernährungssituationen, in ihrem Factsheet 2024 eine Hungersnot. Dabei wird die Unterernährung aus einem Verhältnis von Gewicht zur Körpergrösse definiert.
Im Falle von Gaza allerdings ging die IPC anders vor. Hier nahm sie den Umfang in der Mitte des Oberarms als Messgrösse für den Hunger. Und sie legte fest, dass eine Hungersnot gegeben sei, wenn dieser Umfang bei 15% (nicht 30%) der Kinder unterdurchschnittlich sei. Das geht aus dem neu hinzugefügten Kleingedruckten auf dem ansonsten identischen Factsheet hervor, dass die IPC jetzt für Gaza veröffentlicht hat.
Mit anderen Worten: In Gaza liegt dank dieser neu eingeführten Messmethode eine Hungersnot schon dann vor, wenn die Kriterien dafür in allen früheren Fällen gerade einmal zur Hälfte erfüllt gewesen.
Als Begründung für ihren Sinneswandel gibt die IPC in ihrem über 50-seitigen Report an, in Gaza sei es nicht möglich gewesen, bei den untersuchten Kindern das Verhältnis von Gewicht zu Körpergrösse zu messen – nur den Umfang des Oberarms. Ein Argument, das von aussen betrachtet sehr fragwürdig erscheint.
Die Zweifel am Report der IPC nehmen noch zu, wenn man sich anschaut, von wem sie ihre Daten bezogen hat. Dies sind, wie IPC schreibt, «Partner des State of Palestine Ernährungsclusters». Gemeint ist mit diesen «Partnern» in erster Linie die UNRWA.
Das ist jene UNO-Hilfsorganisation für palästinensische Flüchtlinge, deren Mitarbeitern in der Vergangenheit mehrfach enge Verbindungen zur Hamas nachgewiesen wurden, und deren Chef, der Schweizer Philippe Lazzarini, sich immer wieder mit öffentlichen Verunglimpfungen von Israel auszeichnet.
Bevölkerungsbefragung widerspricht Uno-Behauptungen
Noch fragwürdiger wird die Behauptung, in Gaza herrsche eine Hungersnot, wenn man die Statistiken analysiert, welche die IPC selbst im Anhang ihres Berichts publiziert hat. Dazu gehört eine Erhebung über den «Household Hunger Score», also eine Bewertung des Hungers pro Haushalt.
Dieser Bewertung liegt eine Skala zwischen Null (kein Hunger) und Sechs (sehr grosser Hunger) zugrunde. Der Auswertung zufolge beklagten sich von den telefonisch befragten Haushalten in den drei Gebieten von Gaza zwischen 7% und 12% über ganz schlimmen Hunger (Skalenwerte: 5 und 6). Zwischen 41% und 49% werteten die Situation bezüglich des Hungers als mittel (Skalenwerte 3 und 4). Und zwischen 39% und 51% der Haushalte gaben an, der Hunger plage sie kaum oder gar nicht (Skalenwerte 0 bis 2). Trotzdem spricht die IPC von «Hungersnot».
Noch eine weitere Aussage der im Rahmen der IPC-Untersuchung befragten Bevölkerung von Gaza ist aufschlussreich. Die Antworten auf die Frage «Was hindert sie am meisten daran, Nahrungsmittel zu kaufen?» Von der UNO wird immer wieder behauptet und Israel zur Last gelegt, diese Gründe seien Sicherheitsbedenken, der zu weite Weg zum Abholen der Lebensmittel und die fehlenden Transportmittel zu den Lebensmittel-Bezugspunkten.
Doch diese Kriterien sind für die Bevölkerung von Gaza völlig nebensächlich. Der mit grossem Abstand wichtigste Grund für die Schwierigkeiten beim Bezug von Lebensmitteln ist gemäss den von der IPC befragten Palästinensern in Gaza «fehlendes Geld» (je nach Gebiet antworteten dies zwischen 90% und 95% der Befragten) und «zu hohe Lebensmittelpreise» (dies gaben zwischen 48% und 61% der Befragten an).
Auf den ersten Blick erstaunt diese Aussage, denn eigentlich sind die von Hilfsorganisationen in Gaza verteilten Lebensmittel kostenlos. Auf den zweiten Blick hingegen, scheint diese Aussage zu bestätigen, was Israel seit langem behauptet und auch als Grund für die zeitweilige Beschränkung der Hilfsgüterlieferungen genannt hat. Dass nämlich viele Lebensmittellieferungen der UNO und der UNO-nahen Hilfsorganisationen bei der Hamas landen und von dieser zur Finanzierung ihres Terrorkampfes zu überhöhten Preisen an die eigene Bevölkerung weiterverkauft werden.

Das allgemeine Hungersnot-Merkblatt vom März 2024 (links) und das Gaza-Hungersnot-Merkblatt von August 2025 (rechts)