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NZZ-Gastkommentar Richard C. Schneider: «Zwischen Verbrüderung und Misstrauen: Trump und Netanyahu geben sich geeint – doch ihre Allianz ist fragil»

Kurzfassung

Wie Richard C. Schneider analysiert, hat sich das Verhältnis zwischen Donald Trump und Benjamin Netanyahu deutlich abgekühlt. Aus ideologischem Schulterschluss ist ein Zweckbündnis geworden – geprägt von Eigeninteressen, wachsender Distanz und taktischem Kalkül.

Trump verfolgt in seiner zweiten Amtszeit eine eigene Nahoststrategie, bei der nicht mehr Israel im Zentrum steht, sondern «die Stabilisierung der amerikanischen Position im Nahen Osten». Einseitige US-Verhandlungen mit Iran und den Huthi – ohne israelische Einbindung – sowie die Umgehung Jerusalems auf Trumps Nahostreise zeigen: Israels Anliegen sind für Washington nur noch ein Faktor unter vielen.

Auch persönliche Kränkungen belasten das Verhältnis. Trump habe Netanyahus Gratulation an Joe Biden 2020 «nie vergessen», so Schneider. Umgekehrt wachse in Jerusalem das Misstrauen gegenüber einem «unberechenbaren Machtpolitiker».

Trotz der gemeinsamen Angriffe auf iranische Atomanlagen bleibt unklar, was Trump wirklich antreibt. Schneider stellt die Frage: «Hatte er möglicherweise Angst, dass Netanyahu allein die Lorbeeren für einen möglichen Sieg einheimsen wird? Wollte er sich an die Spitze der Kampagne stellen, um ebenfalls im Rampenlicht zu stehen?»

Ob Trump langfristig militärisch mitzieht, ist offen. Zwar sei es Netanyahu gelungen, die USA in den Konflikt hineinzuziehen, doch, so Schneider, «Netanyahu kann sich trotz dem Angriff letzte Nacht nicht auf die USA verlassen». Die Allianz ist fragil – getragen von Interessen, nicht von Vertrauen.

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