4. Dezember 2025
Israels Araber lehnen Ein-Staaten-Lösung «from the river to the sea» ab
Für die arabischen Israelis ist die Kriminalität in ihren Städten das grösste Problem. Die Unterstützung der Palästinenser in Gaza und dem Westjordanland ist für sie hingegen unwichtig. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass sie sich als Araber und Israelis fühlen, nicht als Palästinenser. Sie lehnen deshalb auch eine Ein-Staaten-Lösung «from the river to the sea» ab und befürworten die Zwei-Staaten-Lösung.
Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der Konrad Adenauer Stiftung für jüdisch-arabische Zusammenarbeit und des Moshe Dayan Center für mittelöstliche und afrikanische Studien der Universität Tel Aviv. Die Umfrage wurde im November durchgeführt und untersuchte mit einem breiten Fragenkatalog die Befindlichkeit der arabischen Bevölkerung Israels. Diese zählt 2.1 Millionen Menschen, was etwa 21% der israelischen Gesamtbevölkerung entspricht. 82.2% der israelischen Araber sind Muslime, 9.1% sind Drusen und 7.7% sind christliche Araber.
Dies sind die wichtigsten Themen und Resultate der Umfrage:
Kriminalität und Gewalt. Die Befragung zeigt, dass derzeit das Hauptproblem der israelischen Araber die persönliche Sicherheit ist. 74% der Befragten gaben an, dass Kriminalität und Gewalt in den arabischen Städten der Grund sei, dass sie ihre persönliche Sicherheit als bedroht empfänden. In wirtschaftlicher Hinsicht sind die in Israel lebenden Araber hingegen zufrieden: 73.4% der Befragten bezeichneten ihre wirtschaftliche Situation als «gut».
Eigene Identität. Die Befragung ist auch politisch aufschlussreich. Auf die Frage, was für ihre Identität ausschlaggebend sei, antworteten 35.9% «Identität als Araber», 31.7% sagten «die israelische Staatsbürgerschaft». Demgegenüber war bloss für 14.7% die «Palästinensische Identität» relevant.
Zwei-Staaten-Lösung. Lediglich 14% der Befragten glauben deshalb, der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern solle auf der Basis eines gemeinsamen Staates «from the river to the sea» gelöst werden. Demgegenüber sieht rund die Hälfte (47.3%) die Zwei-Staaten-Lösung auf Basis der Grenzen vor dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 (als Israel das Westjordanland, Gaza und Ostjerusalem eroberte) als realistischste Lösung. Jeder fünfte Befragte (21%) ist aber überzeugt, dass derzeit keine politische Lösung des Konflikts am Horizont sichtbar ist. Weitere 8.5% glauben, dass eine solche Lösung am ehesten auf regionaler Basis durch eine Mediation erreicht werden kann.
Zusammenarbeit mit jüdischen Israelis. Innerisraelisch spricht sich indessen eine knappe Zweidrittels-Mehrheit (64.6%) für eine Zusammenarbeit zwischen Arabern und Juden aus. Allerdings sind bloss 44.7% der befragten arabischen Israelis der Meinung, dass eine solche Kooperation derzeit auch von jüdischer Seite befürwortet wird. Dazu passt, dass 74.6% der Auffassung sind, das Verhältnis zwischen Juden und Arabern in Israel habe sich in den letzten zwei Jahren, also seit dem Massaker vom 7. Oktober 2023, verschlechtert.
Verhältnis zum Staat Israel. 61% der israelischen Araber sagen aber, dass sich ihr persönliches Verhältnis zum Staat Israel in dieser Zeit nicht verschlechtert hat, sondern dass es gleichgeblieben ist (50.4%) oder sich sogar noch verstärkt hat (10.6%). 57% der muslimischen Araber, 66.8% der christlichen Araber und 94.4% der Drusen teilen diese Ansicht.
Regierungsbeteiligung. Weit verbreitet ist auch die Auffassung, die arabischen Parteien Israels sollten sich nach den nächsten Wahlen im Oktober 2026 an der Regierung beteiligen: 77.4% befürworten dies. Dabei sagen 45.6%, die Beteiligung müsse unter allen Umständen erfolgen, also unabhängig davon, wer die Wahlen gewinnt. 31.8% sind hingegen der Auffassung, eine arabische Beteiligung solle nur erfolgen, wenn ein Mittelinks-Bündnis die nächste israelische Regierung bilden kann.
Parlamentswahlen. Gemäss der Umfrage wollen 52.4% der israelischen Araber im Oktober 2026 an den Wahlen ins israelische Parlament (Knesset) teilnehmen, falls ihre Parteien einzeln antreten. Sollten sich die vier arabischen Parteien jedoch zu einem Wahlbündnis zusammenschliessen, so würden 61.8% der arabischen Wähler an die Urne gehen. Damit könnten sie in der 120-köpfigen Knesset 15 bis 16 Sitze erobern und einen beträchtlichen Einfluss auf die Bildung der nächsten israelischen Regierung nehmen.
Hier geht es zur Umfrage: An in-depth survey of the Arab community in Israel following the Israel-Hamas ceasefire – Foundation Office Israel – Konrad-Adenauer-Stiftung
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