9. Oktober 2024
In Gaza bröckelt die Unterstützung für die Hamas
Zum ersten Mal wünschen sich mehr Menschen im Gazastreifen, dass die Palästinensische Autonomiebehörde und nicht die Hamas den Gazastreifen nach dem Krieg regiert.
Ein Jahr nach dem Angriff der Hamas auf Israel, der einen verheerenden Krieg auslöste, nimmt die Unterstützung für die Terrororganisation in der Bevölkerung in Gaza ab, wie jüngste Umfragen und von Reuters gesammelte Zeugenaussagen zeigen.
«Trotz aller Schwierigkeiten war unser Leben in Ordnung. Wir hatten Arbeit, Häuser und eine Gemeinschaft», sagte Samira, 52, eine ehemalige Arabischlehrerin in Gaza.
Wie viele Bewohner in Gaza denkt sie über den hohen Tribut nach, den die Ereignisse des 7. Oktober 2023 gefordert haben. Eine Mitte September veröffentlichte Umfrage des Palästinensischen Zentrums für Politikforschung (PSR) ergab, dass 57 % der Befragten den Angriff für einen Fehler halten, während nur noch 39 % diesen gutheissen. Laut Khalil Shikaki, Direktor des PSR, äussern zum ersten Mal mehr Menschen in Gaza den Wunsch, dass nach dem Krieg die Palästinensische Autonomiebehörde und nicht die Hamas Gaza regieren soll.
Trotz wachsender Kritik bleibt die Hamas bei ihrer Überzeugung, dass der Angriff notwendig war. Der ranghohe Hamas-Funktionär Sami Abu Zuhri erklärte: «Wir hatten keine andere Wahl, als diese grosse Schlacht zu beginnen, koste es, was es wolle, denn die palästinensische Sache stand angesichts der zunehmenden israelischen Aggression und der Verbrechen gegen unser Volk und unsere heiligen Stätten am Rande der Auslöschung.»
Die Zukunft von Gaza und die Rolle der Hamas in diesem Gebiet bleiben ungewiss. Ashraf Abouelhoul, Chefredakteur der ägyptischen Zeitung Al-Ahram, meinte, dass sich die Lage in Gaza dramatisch ändern könnte, da die Bewohner erkennen, dass die Region unbewohnbar geworden ist, was zu einem weiteren Rückgang der Unterstützung für die Hamas führen würde. Die palästinensische Frage findet jedoch weiterhin grossen Anklang in der Bevölkerung.