Breaking News: Israelische Armee tötet Hamas Chef
17. Oktober 2024Netanjahu: «Das wird zu einer historischen Versöhnung zwischenJuden und Arabern führen»
22. Oktober 2024Michael Wolffsohn in der NZZ Nahost: Fakten, statt falsche Legenden
Der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn stellt in der Neuen Zürcher Zeitung Fakten den falschen Meinungen und Legenden über den Nahostkonflikt und dessen Ursprünge gegenüber. Hier seine zentralen Aussagen:
- Der Begriff «Palästina» ist historisch unauthentisch. Der römische Kaiser Hadrian führte ihn im Jahr 135 nach der Niederschlagung eines jüdischen Aufstands ein, um jede Erinnerung an das jüdische Volk zu tilgen. Der Begriff sollte an die Philister, die historischen Feinde der Juden, erinnern.
- Die palästinensische Flagge wurde vom britischen Diplomaten Mark Sykes entworfen. Sie war ursprünglich die Flagge des haschemitischen Königreichs Hejas und steht in einem kolonialistischen Kontext, da Sykes gemeinsam mit François Georges-Picot die Beute des Osmanischen Reiches, eben auch Palästina, nach hochimperialistischer Art zwischen Grossbritannien und Frankreich aufteilen wollten.
- Die Behauptung, dass heutige Palästinenser die Nachfahren der Philister seien, ist falsch. Die Philister stammten nicht aus Arabien, sondern vom Balkan und waren keine Araber. Die Philister bzw. die «Seevölker» kamen als Invasoren in den Vorderen Orient und kämpften gegen jüdische Gemeinschaften im Westjordanland.
- Die Selbstbezeichnung der heutigen Palästinenser als «Palästinenser» ist eine bewusste Geschichtsfälschung. «Die Philister-Palästinenser-Legende gehört zum kontrafaktischen und letztlich antijüdischen Instrumentarium der Israel-Bekämpfer», so Wolffsohn.
- Ungerechtfertigt ist auch der islamisch-monopolistische Anspruch auf den Jerusalemer Tempelberg. Denn von der Mitte des zehnten vorchristlichen Jahrhunderts bis 586 v. Chr. stand dort der erste (salomonische) sowie von 515 v. Chr. bis 70 v. Chr. der zweite Judentempel. Nach der islamisch-arabischen Eroberung Jerusalems 638 n. Chr. errichteten Muslime 690 den Felsendom. Die Al-Aksa-Moschee wurde 712 n. Chr. eingeweiht.
- Weder das Land noch seine Bewohner hiessen «Palästina» oder «Palästinenser». Der Rückgriff auf diese knapp zweitausend Jahre alte Bezeichnung erfolgte im internationalen politischen Gebrauch erst wieder im späten 19. Jahrhundert – auch im Zionismus!
- Ab 1517, gehörte das Gebiet zum Osmanischen Reich. Völkerrechtlich gültig übertrug der Völkerbund 1922 Grossbritannien das Mandat über Palästina. Während des Mandats wurde das Gebiet mehrfach aufgeteilt. Die Briten unterstützten eine jüdische nationale Heimstätte, teilten jedoch auch das Land zugunsten der Haschemiten und anderer Mächte auf. Jordanien wurde später Ostpalästina, wodurch das Völkerrecht zugunsten der Haschemiten und gegen die Palästinenser gewendet wurde.
- 1947 schlug die UNO eine Teilung Palästinas vor, die von den Palästinensern abgelehnt wurde. Am Tag nach der Uno-Abstimmung begann die Palästinenserführung den Bürgerkrieg gegen das entstehende Israel. Sie verlor ihn im April 1948 und rief nach Israels Staatsgründung vom 14. Mai 1948 die arabischen Brüder zu Hilfe. Sie kamen und nahmen. Ägypten «verwaltete» fortan den eroberten Gazastreifen, und das bis dahin ostjordanische Transjordanien wurde 1948 faktisch sowie 1950 amtlich ein Teil Jordaniens, indem dieses sich Ostjerusalem und das Westjordanland einverleibte.
- Wer Kriege beginnt und verliert, verliert auch Land und muss mit der Vertreibung der eigenen Landsleute oder deren Flucht rechnen. So war es auch im Falle Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Anders als die deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen weigerten sich aber die Palästinenser auf Geheiss ihrer Führung, sich an ihren Fluchtorten zu integrieren und auf Gewalt zu verzichten. Zudem verweigerten auch die sie aufnehmenden arabischen Staaten ihre Integration.
- Im Sechstagekrieg 1967 eroberte Israel ausser den syrischen Golanhöhen und Gaza auch Ostjerusalem und das Westjordanland und versuchte in der Folge, eine lokale, frei gewählte Selbstverwaltung aufzubauen. Das misslang, weil sich die palästinensische Nationalbewegung unter der Führung der 1964 in Ostjerusalem gegründeten PLO radikalisierte.
- Die PLO versuchte 1970 die Macht in Jordanien zu übernehmen. Die Beduinenarmee Husseins besiegte in einem blutigen Kampf die Palästinenser im sogenannten „Schwarzen September“. Seitdem gab es in Jordanien keinen palästinensischen Aufstand mehr.
- Die Palästinenser machten mehrere Aufstände (Intifada) gegen Israel. Trotz der Angebote Israels zur Gründung eines Palästinenserstaats (z. B. 2000 und 2008), scheiterten die Friedensbemühungen und die Gewalt setzte sich fort. Ergebnis der ersten Intifada (1987-1993) war, dass Jordanien 1988 seine Verbindungen zu den Palästinensergebieten abbrach.
- Ein weiteres Ergebnis der ersten Intifada war zudem, dass der damalige israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin das «Risiko des Friedens eingehen und eine Zweistaatenlösung einleiten wollte. Die PLO antwortete zum Teil diplomatisch, aber auch weiter mit Terror.
- Das führte einerseits zu gesteigerter Härte Israels, andererseits aber 2000/01 zum Angebot von Ministerpräsident Ehud Barak: Gaza, 97 Prozent des Westjordanlandes als Staat Palästina mit Ostjerusalem als Hauptstadt. Die PLO lehnte ab und begann die zweite Intifada (2000-2005). Deren Ergebnis: militärische Niederlage.
- Illusion von «Land für Frieden»: Israel räumte 2005 Gaza vollständig, erhielt dafür aber keine Frieden, sondern Raketenangriffe der Hamas.
- Dennoch bot (2008, Red.) der damalige israelische Ministerpräsident Ehud Olmert der PLO erneut einen Friedensplan mit eigenem Staat an. Auch diesmal lehnte die PLO ab.
- Die nächste Hamas-Aktion: die Terrororgie vom 7. Oktober 2023. Israels Reaktion: der Gaza-Krieg, den die Hamas schon bald faktisch verlor, doch militärisch widersinnig fortsetzte, wobei sie die eigene Zivilbevölkerung aus propagandistischen Gründen tausendfach opferte.»