Die Affäre Dreyfus

Alfred Dreyfus (1859 – 1935) war ein in der französischen Armee dienender jüdischer Artillerie-Hauptmann. Er wurde 1894 vor einem französischen Kriegsgericht angeklagt, für das deutsche Kaiserreich spioniert zu haben.

Die Anklage gegen Dreyfus basierte auf fragwürdigen und teilweise gefälschten Beweisen. Schon sehr früh war klar, dass nicht Dreyfus, sondern ein Major namens Ferdinand Walsin-Esterhàzy der Verräter war. Walsin-Esterhàzy hatte sich von Deutschland dafür bezahlen lassen, geheime französische Dokumente zu liefern.

Aber die französische Armeeführung, unterstützt durch nationale und kirchliche Kreise, wehrten sich gegen Walsin-Esterhàzys Verurteilung und zettelte eine antisemitische Hetzjagd auf Dreyfus an. Dieser wurde vom Kriegsgericht schliesslich wegen Hochverrats verurteilt.

Der Wind kehrte erst 1998, nachdem der bekannte Dichter Emile Zola in der Zeitung «L’Aurore» («Die Morgenröte») sein seither berühmt gewordenes «J’accuse» («Ich klage an») veröffentlicht hatte. In diesem Offenen Brief an den Präsidenten der Republik. Félix Faure, wies Zola auf die zahlreichen offensichtlichen und beabsichtigten Fehler im Prozess gegen Dreyfus hin.

Dreyfus wurde zwar 1899 zunächst zum zweiten Mal verurteilt, dann aber kurze Zeit später begnadigt. Doch es dauerte weitere acht Jahre, bis er 1906 vom obersten Berufungsgericht Frankreichs vollständig rehabilitiert und anschliessend zum Major befördert und «Ritter der Ehrenlegion» ernannt wurde.