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«Wer die Idee einer Gazastreifen-Riviera rigoros ablehnt, akzeptiert die diktatorische Herrschaft der Hamas und zeigt null Verständnis für die Palästinenser», schreibt Mirna Funk.
Das Massaker vom 7. Oktober 2023 basiert auf der radikalen Vorstellung der völligen Vernichtung Israels: «From the river to the sea». Die grössenwahnsinnige Idee der Einnahme Israels durch Tausende von Hamas-Terroristen und Zivilisten aus Gaza sei jedoch gescheitert und «wer verliert, verliert», so Funk. Yahya Sinwar, Mastermind der Hamas, hätte alles antizipieren können. Wer aber einen solchen Vernichtungskrieg plane, ihn begehe und diesen Krieg verliere, der könne anschliessend keine Ansagen machen. «Denn der Sieger eines Krieges diktiert die zukünftigen Bedingungen».
Funk verweist auf die Situation Nazideutschlands nach der Niederlage gegen die Alliierten: Auch Deutschland musste Land abgeben und 14 Millionen Menschen umsiedeln. Zudem wurde das Land zehn Jahre lang unter die Verwaltung von vier alliierten Mächten gestellt. Damit sollte eine ideologisch verseuchte Gesellschaft gesunden, so Funk.
Im Gazastreifen dominiere eine islamistisch motivierte Gesellschaft, schreibt sie weiter, die glaube, erst wenn der letzte Jude tot sei, werde man selber frei sein. Wie einst in Nazideutschland sei die Erlösungsvorstellung an die Vernichtung der Juden geknüpft. «Denken alle in Gaza so? Mit Sicherheit nicht. Glaubten alle Deutschen an den Nationalsozialismus? Nein. Aber die Alliierten betrachteten es dennoch als Notwendigkeit, einmal Tabula rasa in Germany zu machen, um die Herausbildung demokratischer Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland zu ermöglichen und damit die nachfolgenden Generationen vor einer erneuten Ideologisierung zu schützen».
Hätten die Alliierten einen Waffenstillstand mit den Nazis ausgehandelt, wäre eine neue politische und gesellschaftliche Hierarchie aufgebaut worden, wiederum mit dem Ziel, die Juden zu vernichten. «Da treffen sich Islamismus und Naziideologie», bringt es Funk auf den Punkt. Nichts hätte sich gross geändert. Wer Trumps Plan vom Tisch wische, fordere nichts weiter als die Aufrechterhaltung einer diktatorischen Herrschaft in Gaza. Mit Mitgefühl den Palästinensern gegenüber habe das aber rein gar nichts zu tun.
Wohlstand entradikalisiert
Die umliegenden arabischen Staaten interessiere das Schicksal der Palästinenser nicht. Sie hätten vielmehr ein Interesse daran, den Konflikt am Leben zu halten, weil er ihnen als Ablenkung von innenpolitischen und innerarabischen Problemen dienlich sei. Den Islamisten sei Israel nur deshalb ein Dorn im Auge, weil es ihnen ihre politische und gesellschaftliche Rückständigkeit vor Augen führe.
In der arabischen Welt sei die Macht des Stärkeren so etwas wie der heilige Gral. Trump wisse das. Denn Trump spreche Arabisch. Nicht im eigentlichen, sondern im kulturellen Sinn. Das mache ihn zu einem wirklichen Verhandlungspartner, so Funk. Trump verstehe, dass Wohlstand Menschen entradikalisiere. Und ein starkes Israel mit arabischen Verbündeten sei für die Eindämmung des den Westen bedrohenden Islamismus ausschlaggebend. Zudem werde es Russlands Position und dessen Beziehung zu Iran schwächen.
Die arabischen Länder, die dem Westen wohlwollend gegenüberstünden, wollen Wohlstand. Durch eine ökonomische Isolation der islamistischen Staaten würden sich auch diese von dem ganzen Mittelalter-Wahnsinn verabschieden, so die These Funks. Die Diskrepanz zwischen Wohlstand und Rückstand würde den Blick nicht nur der Palästinenser verändern, sondern aller Araber, die sich bis dato einem Todeskult verschrieben hätten. Es gehe schon lange nicht mehr um den Nahen Osten oder den Westen. Spätestens seit der grossen Flüchtlingskrise vor zehn Jahren gehe es in beiden Regionen um Terror oder Frieden, um Islamismus oder Modernität.
Zum Gastkommentar der NZZ vom 11.02.: Gazastreifen-Riviera: Wer Trumps Vorschlag ablehnt, akzeptiert die diktatorische Herrschaft der Hamas

Donald Trump © Gage Skidmore / CC BY-SA 2.0