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Ein Appell an die schweigende Mehrheit in Davos

Das Bergrestaurant Pischa in Davos verwehrt jüdischen Feriengästen die Miete von Sportgeräten. SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner äussert sich in einem Gastkommentar in der Jüdischen Allgemeinen zu diesem Vorfall, der eine neue Eskalationsstufe darstellt.
Am vergangenen Wochenende entdeckten jüdische Feriengäste beim Bergrestaurant Pischa in Davos einen Aushang. Der auf Hebräisch verfasste Flyer informierte die Touristinnen und Touristen, dass das Restaurant keine Sportgeräte an jüdische Gäste vermiete, dies aufgrund von negativen Erfahrungen in der Vergangenheit. Ein solches Vorgehen, das eine Personengruppe wegen ihrer Religion von einer Dienstleistung ausschliesst, ist klar diskriminierend. Der SIG wird Anzeige erstatten. In einem heute veröffentlichten Gastkommentar in der Jüdischen Allgemeinen äussert sich SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner zum Vorfall, der eine weitere Eskalationsstufe im angespannten Verhältnis zum Ferienort Davos darstellt.

Gastkommentar von SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner in der Jüdischen Allgemeinen

Ein Appell an die schweigende Mehrheit in Davos

Die Schweizer Feriendestination Davos kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen. Erst im Spätsommer fiel der Tourismusdirektor mit pauschalen Aussagen gegenüber Juden auf. Vor einigen Tagen kam es zur nächsten Eskalationsstufe. Ein Betreiber eines Bergrestaurants verwehrte Juden die Anmiete von Sportgeräten. Er begründete dies mit der schlechten Erfahrung, die er mit einigen jüdischen Gästen gemacht habe. Die Aussagen wurden ohne sich der Tragweite der ungeheuerlichen Diskriminierung bewusst zu sein, getätigt.

Der Gedanke, dass mitten in Europa im 21. Jahrhundert Dienstleistungen an Menschen verwehrt werden, nur weil sie jüdisch sind, ist unerträglich. Viele fragen sich, ob Davos ein Antisemitismus-Problem hat. Eine pauschale Antwort wäre genauso falsch. Denn auch wir dürfen nicht vom diskriminierenden Verhalten einzelner auf die ganze Bevölkerung von Davos schliessen. In Davos gibt es Leute, die die jüdischen Touristen willkommen heissen, die ihnen freundlich begegnen, die nicht diskriminieren und keine Vorureile gegenüber jüdischen Menschen hegen. Ohne es genau zu wissen: diese Leute sind sicher in der Mehrheit. Aber diese Mehrheit ist noch leise, zu leise. Es ist an der Zeit, dass diese Leute ihr Schweigen brechen und den Ruf ihrer Stadt verteidigen. Eine laute Minderheit bringt ihre Stadt in Verruf. Diese Minderheit meint vermutlich, sie könne ganze Bevölkerungsgruppen vertreiben. Mit dieser Ansicht schaden sie allen anderen. Sie schaden vor allem aber sich selbst.

Nach der jüngsten Eskalationsstufe ist es an der Zeit für ein klares Bekenntnis für ein weltoffenes Davos. Es braucht einen anderen, unverkrampften Umgang mit jüdischen Gästen, vor allem aber braucht es den Willen für konstruktive Lösungen, bei Offiziellen und der Bevölkerung. Denn: Die jüdischen Gäste werden nicht einfach verschwinden. Besser die ewig Gestrigen akzeptieren das, bevor die schweigende Mehrheit ihre Stimme wiederfinden muss.

© Der Kommentar wurde am 13. Februar 2024 auf der Website der Jüdischen Allgemeinen veröffentlicht.

Redaktion
Ein Appell an die schweigende Mehrheit in Davos
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