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Die Erfindung der Palästinenser – Essay von Emrah Erken

Entgegen der häufig vertretenen Darstellung in den Medien sah der UN-Teilungsplan aus dem Jahr 1947 nicht vor, dass im britischen Mandatsgebiet Palästina ein unabhängiger jüdischer und ein unabhängiger palästinensischer Staat entstehen sollte. Vielmehr sah der Teilungsplan, der ausschliesslich von der jüdischen Seite akzeptiert und in dessen Folge Israel gegründet wurde, vor, dass ein unabhängiger jüdischer Staat und ein unabhängiger arabischer Staat entstünden. 

Diese Differenzierung ist sehr wesentlich, weil bis zu diesem Zeitpunkt nur die Juden sich als «Palästinenser» bezeichnet hatten. Die bekannte Zeitung «Jerusalem Post» beispielsweise hiess damals noch «The Palestine Post». Die Umbenennung sollte erst im Jahr 1950 erfolgen. Die Briten bezeichneten die dort ansässigen Araber zwar auch als Palästinenser und haben sogar entsprechende Ausweispapiere für diese hergestellt. Eine nationale Identität gab es damals dennoch nicht. Die Araber, die den Teilungsplan ablehnten, weigerten sich deshalb auch, sich als Palästinenser zu bezeichnen. Man wollte diese Bezeichnung, die zuvor von den Juden verwendet wurde, unter keinen Umständen übernehmen. Man nahm sich damals auch nicht als Volk wahr.

Erst im Jahr 1964 und damit 17 Jahre nach diesem Teilungsplan sollte sich diese Situation ändern, als die Terrororganisation PLO ihre erste Charta niederschrieb. Zum ersten Mal war dort die Rede von einem «Volk» der sogenannten «Palästinenser», einem Volk, von dem die Welt bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas gehört hatte. Der Ausdruck wollte den Eindruck erwecken, dass die «Palästinenser» vorher schon da waren, was nicht zutrifft.

Der Bruder des späteren amerikanischen Präsidenten JFK, Robert Kennedy, besuchte als 22-Jähriger im Jahr 1948 das britische Mandatsgebiet Palästina. Er schrieb seinem Vater die folgenden Zeilen:  

«Die Juden verweisen mit Stolz auf die Tatsache, dass in den 12 Jahren zwischen 1932 und 1944 über 500.000 Araber nach Palästina kamen, um die Lebensbedingungen zu nutzen, die es in keinem anderen arabischen Staat gibt. Dies ist das einzige Land im Nahen und Mittleren Osten, in dem es eine arabische Mittelschicht gibt.»

Gemäss der letzten von den Briten durchgeführten Volkszählung im Jahr 1945 lebten 1.2 Mio. Araber auf dem gesamten Mandatsgebiet Palästina. In nur 12 Jahren, namentlich zwischen 1932 und 1944, waren 500’000 aus umliegenden arabischen Gebieten zugewandert. Das ist fast die Hälfte, und dies ohne Berücksichtigung der arabischen Zuwanderung, die bereits zuvor erfolgt war.

Damit kann gesagt werden, dass die heutigen «palästinensischen» Erbflüchtlinge in erheblichem Masse von diesen Arabern aus umliegenden Staaten abstammen und zugewandert waren, weil der Ort, der später Israel hiess, wirtschaftlich so erfolgreich war, und dies ausschliesslich wegen der Juden. Die Erfindung eines arabischen «Volkes» der sogenannten «Palästinenser» diente damit einzig der Delegitimierung Israels. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Besonders interessant ist, was die erste PLO-Charta aus dem Jahr 1964 als Gebiet dieses «palästinensischen Staates» definierte. Es handelt sich dabei um das Gebiet des Staates Israel. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Westbank, eigentlich Judäa und Samaria, und der Gaza-Streifen – also genau das, was nach Ansicht der Zweistaatenlösungsbefürworter «Palästina» sein sollte – explizit als palästinensisches Staatsgebiet ausgeschlossen wird.

So steht in Artikel 24:

«This Organization does not exercise any territorial sovereignty over the West Bank in the Hashemite Kingdom of Jordan, on the Gaza Strip or in the Himmah Area.»

(Diese Organisation übt keine Rechte der territorialen Souveränität aus auf der West Bank innerhalb des Haschemitischen Königreiches Jordan, auf dem Gaza-Streifen oder in der Himmah Gegend).

Der Grund, warum die PLO-Terroristen nur das Staatsgebiet Israels für sich haben und das «Westjordanland» und den Gaza explizit nicht wollten, hat damit zu tun, dass das erstgenannte Gebiet von Jordanien besetzt war und Gaza von den Ägyptern.

Jordanien, welches das «Westjordanland» zwischen 1948 und 1967 illegal besetzt hielt, hatte die dort ansässige jüdische Bevölkerung von rund 40’000 Menschen vertrieben. Wie überall im Nahen Osten hatten auch dort Juden während Jahrhunderten gelebt. Zwischen 1948 und 1967 war dieser Ort zum ersten Mal «judenrein» geworden, so wie Libyen, wo heute kein einziger Jude mehr lebt. Die Befürworter der sogenannten «Zweistaatenlösung» wollen im Ergebnis die Wiederherstellung dieses Zustandes. Während Israel weiterhin ein multiethnischer, multikultureller, multireligiöser und pluralistischer Staat sein soll, müsse ein «judenrein» gemachter Staat mit dem Namen «Palästina» entstehen, wo muslimische Araber unter sich bleiben dürfen, und dies in einem islamistischen oder panarabischen Staat auf der Grundlage einer Blut-Und-Boden-Ideologie.

Der Sechstagekrieg im Jahr 1967 sollte einen erheblichen Einfluss auf den Wortlaut der PLO-Charta des Jahres 1964 haben, nachdem die Araber den Krieg verloren hatten, den sie selbst angezettelt hatten. Der Text aus dem Jahr 1964 konnte nicht mehr gelten.  So kommt in der PLO-Charta, die im Jahr 1968 verabschiedet wurde, der vorzitierte Art. 24 nicht mehr vor.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass das ganze Nationalbewusstsein der im Jahr 1964 erfundenen «Palästinenser» auf die Vernichtung Israels ausgerichtet ist. Wenn Israel nicht existieren würde, wären sie auch nie erfunden worden. Das Gebiet würde Syrern, Jordaniern und Ägyptern gehören und die sogenannten «Palästinenser» wären Staatsangehörige dieser Länder, von denen sehr viele auch abstammten, wie beispielsweise der ägyptische Terrorist Arafat, der in Kairo geboren wurde.

Interessant ist dessen politische Herkunft, die unmittelbar mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt.
Vorbild und Mentor von Jassir Arafat war der Mufti von Jerusalem, Amin Al-Husseini, der während des Zweiten Weltkrieges die Zusammenarbeit des NS-Regimes mit der Muslimbruderschaft vermittelte, der er angehörte. Im Jahr 1941 hatte er sogar Adolf Hitler getroffen.

Der Mufti wurde Mitglied der SS, mobilisierte Muslime aus dem Balkan für die Waffen-SS, veranlasste die Blockade von Fluchtwegen von Juden aus Osteuropa und lieferte auf diese Weise tausende von Juden dem Holocaust aus.

Nach dem Krieg, im Jahr 1946, ermutigte al-Husseini den Ägypter Jassir Arafat, der damals in Kairo studierte, die Führung beim Kampf gegen die Juden anzustreben. Ein ehemaliger deutscher NS-Offizier, der den Mufti nach Ägypten begleitet hatte, gab Arafat geheime Unterrichtsstunden. In der Folge beteiligte sich Arafat ab 1948 mit der ägyptischen Muslimbruderschaft am Palästinakrieg gegen Israel. Später finanzierte Al-Husseini Arafats im Jahr 1958 gegründete Fatah. Die oben zitierte Palästinensische Nationalcharta der im Jahr 1964 gegründeten PLO übernahm Al-Husseinis Ziele. Als der Mufti im Jahr 1974 starb, schritt Arafat bei seinem Begräbnis in Beirut direkt hinter seinem Sarg her und führte die Trauerprozession an.

Der Terrorist Arafat, der im Jahr 1994 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, hat sich von seinem Mentor und Förderer, der ein Nazi war, nie distanziert. Er nannte den Mufti noch 2002 in einem Interview «unseren Helden», den die Westmächte «als einen Verbündeten der Nazis betrachteten» und vergeblich loszuwerden versucht hätten. Er sei einer seiner Soldaten gewesen. Das Ziel eines «judenreinen» Palästinas behielt Arafat bis zu seinem Lebensende im Jahr 2004 bei.

Die Befürworter der Zweistaatenlösung meinen, dass diese Frieden zwischen den Israeli und den Palästinensern schaffen würde. Darin ist auch die Hoffnung verankert, dass die Palästinenser – die übrigens erst nach dem Anschlag auf die Olympischen Spiele in München im Jahr 1972 diese Bezeichnung auch im Westen erhielten - Ruhe geben würden, sobald sie ihren eigenen Staat hätten. Es gibt keinen Grund für diese Annahme, zumal sowohl die Hamas als auch die PLO weiterhin die Vernichtung Israels, die Ermordung sämtlicher Juden oder im besten Fall deren kompletteVertreibung aus dem Heiligen Land zum Ziel haben.

Emrah Erken ist Schweizer Rechtsanwalt und Publizist. Er befasst sich mit gesellschaftspolitischen Themen, Geschichte, Kunst und Jazz aus den Zwanzigerjahren. Auf «X» (vormals Twitter) tritt er unter der Adresse @AtticusJazz auf, inspiriert von seinem grossen Vorbild «Atticus Finch», dem Anwalt und Kämpfer gegen das Unrecht, auch wenn der entsprechende Kampf aussichtslos erscheint.

Leseempfehlung der Redaktion: Israel und der Nahe Osten

 

Der UN-Teilungsplan für Palästina  / commons.wikimedia

Redaktion
Die Erfindung der Palästinenser – Essay von Emrah Erken
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