20. Januar 2025
NZZ Aviva Ballas entging dem Olympia-Attentat von 1972 in München nur knapp. Sie sagt: «Ich traue grundsätzlich keinem Menschen mehr»
Die NZZ blickt in einem berührenden Porträt über die israelische Leichtathletin Aviva Ballas auf das Olympia-Attentat von 1972 zurück.

Aviva Ballas wuchs in Bagdad auf, erlebte jedoch den Bruch mit der muslimischen Gemeinschaft durch das Farhud-Pogrom von 1941. Ihre Familie musste 1951 nach Israel fliehen. Trotz dieser Erlebnisse setzte sie ihre Karriere als Leichtathletin fort und erreichte 1972 ihre sportliche Höchstleistung, bevor sie durch die Tragödie des Olympia-Attentats ihre Karriere beendete. Heute lebt Aviva Ballas in Zürich, wo sie eine neue Heimat fand.
Aviva Ballas entging dem Olympia-Attentat von 1972 in München nur durch einen Zufall. Statt im Zimmer von Yossef Romano zu übernachten, wurde sie von ihrem Trainer gebeten, ihm das olympische Dorf zu zeigen. Dies rettete ihr Leben, aber die Erinnerung an das Attentat verfolgt sie bis heute. «Die Angst von München habe ich noch immer in meinen Knochen», sagt sie und: «grundsätzlich traue ich keinem Menschen – ihr Vertrauen müsse sich jeder zuerst verdienen».
Yossef Romano wurde vor den anderen Geiseln malträtiert und getötet
Am 5. September 1972 drangen palästinensische Terroristen in die israelische Unterkunft im olympischen Dorf ein. Yossef Romano hatte sich den Terroristen entgegengestellt. Auch Moshe Weinberg, der Trainer der israelischen Mannschaft, stellte sich den Attentätern entgegen. Während die palästinensischen Attentäter als Erstes Weinberg erschossen, sollte an Romano, so die Vermutung, ein Exempel statuiert werden, führt die NZZ aus. Indem die Terroristen ihn malträtierten und verbluten liessen, schüchterten sie die übrigen neun Geiseln ein. Sie, unter ihnen Yossef Romanos Zimmerkollege, Zeev Friedman, und weitere Mitglieder der israelischen Delegation, wurden nach langen Verhandlungen zu einem Militärflugplatz gebracht. Dort endete die Tragödie mit einer tödlichen Schiesserei zwischen den Terroristen und der Polizei, bei der alle verbliebenen Geiseln ermordet wurden. Am 6. September 1972 wurden die Särge der elf ermordeten israelischen Sportler nach Israel überführt. Aviva Ballas sass mit im Flugzeug.
Seit bald 50 Jahren mit einem Schweizer verheiratet
Wie eine Katastrophe sei alles über sie hereingebrochen, die meisten Opfer habe sie persönlich gekannt, sagt Aviva Ballas gegenüber er NZZ. Während sie erzählt, so die NZZ, sitzt Nicolas Lindecker neben ihr auf dem Sofa. Der Ruderer gehörte 1972 zur Schweizer Delegation. Im olympischen Dorf sind damals zwischen den beiden erste zarte Bande entstanden. Zwei Jahre später wurden sie ein Paar, seit bald fünfzig Jahren sind sie miteinander verheiratet. Seit über vierzig Jahren wohnen sie in Zürich.
Neuer Spielfilm zum Münchner Olympia-Attentat: Derzeit läuft im Kino der Spielfilm «September 5». Der Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum zeigt, wie die Sportjournalisten des amerikanischen TV-Senders ABC am 5. September 1972 um die Bilder der Geiselnahme im olympischen Dorf in München ringen. Wenn in den kommenden Tagen in Los Angeles die Nominationen für den Oscar bekanntgegeben werden, wird «September 5» auf der Shortlist für den besten Film erwartet.
Zum Artikel in der NZZ vom 18.1.: Sie entging dem Olympia-Attentat von 1972 in München nur knapp. Aviva Ballas sagt: «Ich traue grundsätzlich keinem Menschen mehr»
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