21. November 2025
Hamas-Propaganda in den Netzen von Swisscom und Sunrise: Swisscom und Fedpol reagieren
Von Sacha Wigdorovits
Auf den Kabelnetzen von Swisscom und Sunrise kann die Terrororganisation Hamas ungehindert ihre Propaganda verbreiten. Dies geschieht über den arabischsprachigen Kanal des Fernsehsenders Al Jazeera. Auf einen Hinweis von FokusIsrael.ch hin, überprüft Swisscom jetzt den Sender und auch die Bundespolizei Fedpol nimmt ihn unter die Lupe. Sunrise sieht keinen Handlungsbedarf.
Al Jazeera gehört dem katarischen Staat, der einer der Hauptunterstützer von Hamas ist. Der Sender betreibt einen englischsprachigen und einen arabischsprachigen Kanal.
Der englischsprachige Kanal ist bemüht, den westlichen Zuschauern ein Bild von Mässigung und Unparteilichkeit zu vermitteln. Demgegenüber macht Al Jazeera Arabic, der führende Fernsehsender in der arabischen Welt, in seinen Sendungen kein Hehl aus seiner fundamentalistischen Einstellung und Nähe zur Muslimbruderschaft.
Und: Er ist das wichtigste Propagandamedium der palästinensischen Terrororganisation Hamas. Dies belegt ein soeben veröffentlichter Bericht des Meir Amit Intelligence and Terrorism Information Center ITIC. Dieses befasst sich seit 25 Jahren mit Forschung und Analyse im Bereich von Terrorismus und geheimdienstlicher Tätigkeit.
Insgesamt ergab die Auswertung der Sendungen durch ITIC, dass Al Jazeera der Hamas während des gesamten Gaza-Krieges regelmässig eine Plattform für ihre Propaganda bot und weiterhin bietet, unter anderem indem sie Stellungnahmen hochrangiger Mitglieder der Hamas-Führung unkommentiert und oft in Echtzeit überträgt.Der Bericht belegt unter anderem:
- Diverse führende Journalisten und Moderatoren von Al Jazeera Arabic sind/waren Mitglieder der Hamas, zum Teil sogar als Scharfschützen;
- Hamas nimmt direkt Einfluss auf die Berichterstattung von Al Jazeera Arabic und visioniert gewisse Sendungen von Al Jazeera Arabic vor der Ausstrahlung. Dazu richtete die Hamas-Führung in Gaza eine direkte, sichere Telefonverbindung zum Al Jazeera Arabic- Sendezentrum in Doha (Katar) ein;
- Al Jazeera Arabic übernimmt in den Sendungen oftmals die Sprache – und auch Embleme – von Hamas;
- Interviews mit palästinensischen Gesprächspartnern von den Al Jazeera-Journalisten werden sofort unterbrochen, wenn sich die Interviewpartner kritisch über Hamas äussern;
«Seit Jahren ist Al Jazeera mit seiner grossen Zuschauerzahl eine zentrale Medienplattform für Hamas für die Vermittlung ihrer Botschaften und die Mobilisierung der öffentlichen Meinung sowie um in den regionalen und internationalen Medien die eigene Glaubwürdigkeit zu steigern», fasst ITIC seine Studie zusammen.
Erste Ergebnisse einer von FokusIsrael.ch bei einem arabischen Politanalysten in Auftrag gegebenen Recherche bestätigen die Einschätzung, dass Al Jazeera konsequent Propaganda für Hamas macht und die Terrororganisation in ihrer Berichterstattung «verherrlicht».
Problematisch ist gemäss dieser Analyse insbesondere auch, dass im arabischsprachigen Programm von Al Jazeera oft auf die eigene Webseite verwiesen wird. Diese dient als Plattform für unverhohlene antisemitische Hetze. Manchmal genügt schon ein Blick auf die Schlagzeilen, um den Judenhass zu erkennen – so etwa beim Artikel «Wie die Juden Religionen und Ideen manipulierten, um ihren Interessen zu dienen».
Ein weiteres gravierendes Beispiel liefert der Text «Die Juden, das ist ihre Gewohnheit» des Al-Jazeera-Korrespondenten Mohammed Abdullah. Darin diffamiert er Juden pauschal als «Verräter an Gott», wirft ihnen vor, moralische Werte durch «Pornografie» zu zersetzen und behauptet, sie hätten die Welt mit dem Holocaust lediglich getäuscht, um politische Interessen durchzusetzen.
Diese Holocaust-Leugnung erfolgt auf dem Sender systematisch: Al Jazeera Arabic versucht unermüdlich Zweifel am Nazi-Völkermord zu säen, indem es ihn wie in diesem Beitrag als «den angeblichen Holocaust» bezeichnete. Die antisemitische Ausrichtung hat bei Al Jazeera Tradition: Bereits im Jahr 2000 bot Al-Jazeera-Aushängeschild Ahmed Mansour, dem berüchtigten Holocaust-Leugner David Irving eine Bühne. Mansour stellte Irving in dem Gespräch sympathisierend als Opfer dar.
Besonders entlarvend für die Geisteshaltung des Senders ist, dass Mansour genau dieses Interview 2024 – mitten im Gaza-Krieg – demonstrativ erneut auf seinen YouTube-Kanal hochlud. Welches Publikum damit bedient wird, zeigt die Kommentarspalte unter dem Video, in der es von übelstem Antisemitismus nur so wimmelt – mit Aussagen wie: «Die ‹globale› Kampagne gegen diesen mutigen Historiker beweist öffentlich das Ausmass der jüdischen Kontrolle über die ‹Welt›» oder «Die grösste Lüge in der Geschichte der Menschheit ist die Lüge von den Gaskammern».
Trotz seiner offensichtlichen antisemitischen Ausrichtung und der Verbreitung von Hamas-Propaganda ist das arabischsprachige Programm von Al Jazeera in der Schweiz fester Bestandteil der wichtigsten TV-Pakete. Die beiden grössten Schweizer Telekom-Unternehmen, Swisscom und Sunrise, bieten den arabischsprachigen Sender in ihren Kabelnetzen an. Dasselbe machen auch einige kleinere Anbieter im Raum Genf.
Auf die problematische Verbindung von Al Jazeera und der in der Schweiz verbotenen Terrororganisation Hamas angesprochen, antwortet André Krause, CEO von Sunrise: «Sunrise erbringt ihr TV-Angebot politisch neutral und ohne Beurteilung allfällig politischer Inhalte eines TV-Senders. In der Schweiz frei empfangbare Sender (…) verbreiten wir grundsätzlich im Interesse einer breiten Angebotsvielfalt.»
Auch das Bundesamt für Kommunikation BAKOM setzt auf Passivität. «Das BAKOM kann einzig die Verbreitung eines Programms untersagen, wenn für die Schweiz verbindliche völkerrechtliche Vorschriften dauernd und schwerwiegend verletzt werden. Wir haben keine Kenntnis, dass diese Voraussetzungen vorliegend erfüllt sind», lässt das Bundesamt auf eine entsprechende Anfrage hin verlauten.
Und es schiebt nach: «Wir gehen davon aus, dass allfällige Völkerrechtsverletzungen auch international ein Thema wären und verfolgt würden. In einer ersten Phase würden wir uns mit allenfalls betroffenen Bundesämtern sowie anderen Regulierungsbehörden über den Inhalt der Sendungen und mögliche Vorgehensweisen austauschen.»
Selbst die Initiative zu ergreifen und den ihnen vorliegenden Bericht des ITIC zu studieren, um eine allfällige Verletzung des Völkerrechts durch Al Jazeera Arabic zu ermitteln, dazu fehlt den BAKOM-Verantwortlichen offensichtlich die Lust.
Ganz anders als Sunrise und BAKOM reagiert die Swisscom. Das grösste Schweizer Telekom-Unternehmen nimmt den Hinweis von FokusIsrael.ch auf das Hamas-nahe und antisemitische Programm von Al Jazeera Arabic ernst. Grundsätzlich würden die Sender auf der Plattform blue TV zwar nicht nach politischen Kriterien ausgewählt, erklärt eine Swisscom-Sprecherin. «Aber wir werden das Angebot nun überprüfen.»
Auch das Bundesamt für Polizei, Fedpol, will, anders als Sunrise und BAKOM, nicht passiv bleiben. Die Bundespolizei ist gemäss dem Bundesgesetz zur Wahrung der inneren Sicherheit dafür verantwortlich, Material sicherzustellen «das Propagandazwecken dienen kann und dessen Inhalt konkret und ernsthaft zur Gewalttätigkeit gegen Menschen oder Sachen aufruft.»
Auf die die Verbreitung von Hamas-Propaganda in den Kabelnetzen von Swisscom und Sunrise aufmerksam gemacht, antwortet die schweizerische Bundespolizei deshalb umgehend: «Ihre Anfrage wird bearbeitet und Sie hören zu gegebenem Zeitpunkt wieder von uns.»
Für die Chefs von Swisscom und Sunrise, Christoph Aeschlimann und André Krause, könnten auch die Artikel 260ter (Kriminelle und terroristische Organisationen) und 261bis (Diskriminierung und Aufruf zum Hass) des Strafgesetzbuches StGB problematisch werden.
Denn in Artikel 260ter heisst es im Zusammenhang mit Organisationen, die mit verbrecherischen Mitteln versuchen «eine politische, weltanschauliche oder religiöse Ordnung zu erzwingen» (was die Terrororganisation Hamas macht): «Wer eine solche Organisation in ihrer verbrecherischen Tätigkeit unterstützt (…), wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft.»
Und Artikel 261bis StGB besagt im Zusammenhang mit dem Aufruf zum Hass (wie er gemäss den vorliegenden Untersuchungen auf Al Jazeera Arabic zutrifft): «Wer öffentlich Ideologien verbreitet, die auf die systematische Herabsetzung oder Verleumdung dieser Personen oder Personengruppen gerichtet sind, wer mit dem gleichen Ziel Propagandaaktionen (…) fördert (…), wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.»
Somit stellt sich die Frage, ob sich Aeschlimann und Krause auch im strafrechtlichen Sinne schuldig machen, weil sie die Verbreitung von Al Jazeera Arabic beziehungsweise der Hamas-Propaganda in ihren Kabelnetzen zulassen.
Beide Straftatbestände sind Offizialdelikte. Das heisst: die Untersuchungsbehörden müssen bei einem entsprechenden Hinweis von sich aus tätig werden.
Sacha Wigdorovits ist Präsident des Vereins Fokus Israel und Nahost, der die Webseite fokusisrael.ch betreibt. Er studierte an der Universität Zürich Geschichte, Germanistik und Sozialpsychologie und arbeitete unter anderem als USA-Korrespondent für die SonntagsZeitung, war Chefredaktor des BLICK und Mitbegründer der Pendlerzeitung 20minuten.
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