17. November 2025
Gaza: Genozid-Vorwurf macht die Juden von Opfern zu Tätern
«Die Shoah ist zur moralischen Währung geworden – und wird nun gegen die Juden selbst verwendet. So verwandelt sich das europäische Gedenken in eine Anklage gegen die Opfer», schreibt Johannes C. Bockenheimer in der Neuen Zürcher Zeitung vom 17. November 2025.
Er kritisiert, dass mit dem Krieg in Gaza eine zynische Umdeutung des Begriffs «Völkermord» stattgefunden hat. Der Holocaust, in dessen Zusammenhang erstmals von «Genozid» die Rede war, sei kodifiziert gewesen durch systematische bürokratische Organisation und die erklärte Absicht zur vollständigen Vernichtung der Juden, stellt Bockenheimer fest.
Davon könne beim Krieg Israels gegen die Hamas keine Rede sein, selbst gewisse israelische Politiker gegenüber den Palästinensern einen Vernichtungswillen geäussert hätten. «Was es gibt, ist ein Krieg mit zu vielen zivilen Opfern, mit blockierten Hilfskorridoren, vermutlich auch mit Kriegsverbrechen. Aber ein Krieg ist kein Genozid. Und einzelne Verbrechen sind keine systematische Vernichtung mit dem Ziel, ein Volk auszulöschen» schreibt Bockenheimer.
Einen Willen zum Genozid könne man höchstens der Hamas vorwerfen, in deren Charta schon in der Präambel stehe: «Israel wird bestehen und weiter bestehen, bis der Islam es auslöscht, so wie er andere zuvor ausgelöscht hat.» Doch der Vorwurf, dass die Hamas am 7. Oktober 2023 einen Völkermord begangen hat, werde in Europa kaum erhoben. «Warum eigentlich?» fragt Bockenheimer. Und gibt die Antwort gleich selbst: «Wenn die vergangenen Jahrhunderte etwas bewiesen haben, dann dies: Antisemitismus ist tief in unseren Gesellschaften verwurzelt. (…) Auschwitz hat daran nichts geändert.» Das zeige sich daran, «dass heute auf den «Genozid»-Demos Menschen aus der gesellschaftlichen Mitte Seite an Seite mit muslimischen Antisemiten marschieren.»
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