19. Juli 2025
NZZ-Gastkommentar Richard C. Schneider: «Israels Warnung an Syrien»
«Mit Interventionen im Nachbarland antwortet der jüdische Staat auf den Hilferuf von Drusen, verfolgt aber auch strategische Interessen», so Richard C. Schneider.
Die israelischen Luftangriffe auf Damaskus und Suweida sind weit mehr als ein Akt der Solidarität mit der drusischen Minderheit. Sie sind Element einer umfassenderen Strategie zur Neuordnung der syrischen Peripherie und damit der israelischen Nordgrenze. Israel ist nicht länger bereit zuzusehen, wenn an seinen Grenzen neue Ordnungen entstehen, sondern greift gezielt ein, auch militärisch. Denn seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 hat Israel seine Sicherheitsdoktrin neu ausgerichtet – weg vom reaktiven Containment, hin zu präemptiver Dominanz.
Mit den Luftangriffen traf Israel gezielt Regierungstruppen bei Suweida und das Verteidigungsministerium in Damaskus. Präsident Ahmad al-Sharaa, ein Ex-al-Kaida-Kämpfer, liess dort Autonomiebestrebungen blutig niederschlagen. Der Angriff Israels birgt allerdings Risiken. Er belastet erste Gespräche über eine Kooperation oder gar eine Aussöhnung zwischen Israel und Syrien. Und während Washington und Brüssel bisher nur zu «Zurückhaltung» mahnten, könnten weitere, künftige Luftangriffe auf Damaskus eine breitere diplomatische Protestwelle auslösen.
Etwa eine Million Drusen leben in Syrien und rund 150’000 Drusen in Israel. Sie gelten als loyale, wehrpflichtige Minderheit. «Daher sind die Drusen für das israelische Selbstverständnis als jüdisch-demokratischer Staat mit pluralistischem Fundament von erheblicher Bedeutung», so Schneider.
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