6. Juli 2025
Palästinensische Scheichs wollen Frieden und Zusammenarbeit mit Israel
Fünf führende Scheichs aus Hebron im Westjordanland sagen sich von der Palästinensischen Autonomiebehörde los und wollen ein eigenes Emirat gründen, um mit Israel Frieden zu schliessen und den sogenannten «Abraham Accords» beizutreten, also den Friedensabkommen, welche Israel unter Vermittlung der USA 2020 mit den Vereinigten Arabischen Emiraten VAE und mit Bahrain geschlossen hat.. Dies berichtet das Wall Street Journal WSJ. Gemäss Scheich Wadee’ al-Jaabari, der einer der einflussreichsten Familien Hebrons vorsteht, soll damit die Voraussetzung für die Koexistenz und die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Israel geschaffen werden. Kernpunkte des Vorschlags sind gemäss dem WSJ:
- Anerkennung Israels als jüdischer Staat – weitergehend als jede bisherige palästinensische Position.
- Gründung eines autonomen Emirats Hebron, basierend auf traditioneller Clanführung statt auf der PA.
- Wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Israel durch Arbeitsgenehmigungen und eine geplante gemeinsame Wirtschaftszone.
- Ablehnung der PA und der PLO, die als korrupt und illegitim bezeichnet werden. Auch Hamas wird abgelehnt.
- Fokus auf Sicherheit: Die Scheichs versprechen „Null Toleranz“ gegenüber Terrorismus und betonen ihre Fähigkeit, für Ordnung zu sorgen.
Der Plan wird vom israelischen Wirtschaftsminister Nir Barkat unterstützt und in Abstimmung mit Premier Benjamin Netanjahu geprüft. Die Idee zu dem Plan stammt vom israelischen Orientalist Mordechai Kedar, der seit Jahren die Idee palästinensischer „Emirate“ verfolgt. Das heisst: lokale Selbstverwaltung durch Clans anstelle einer zentralen nationalen Führung. Unterstützt wird der Vorschlag auch von israelischen Siedlerführern wie Yossi Dagan, mit denen die Scheichs verhandeln. Der Vorschlag bedeutet eine fundamentale Abkehr von der nach Ansicht der Scheichs gescheiterten Zwei-Staaten-Lösung.
Der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet und Teile des Militärs lehnen den Plan ab. Sie befürchten, dass Clan-Strukturen im Westjordanland zu Chaos, Gewalt oder Machtmissbrauch führen könnten. Das eigenmächtige Vorgehen der Scheichs führt naturgemäss auch zu Spannungen mit der Palästinensischen Autonomiebehörde, welcher die Verwaltung des Westjordanlandes untersteht und die gerne auch die Verwaltung von Gaza übernehmen würde. Ein früherer gewaltsamer Konflikt zeigt indessen, dass die Clans militärisch durchsetzungsfähig sind. Und die Scheichs setzten auf Rückhalt in der der kriegsmüden, von wirtschaftlichen Problemen geplagten Bevölkerung im Westjordanland. Zudem hoffen sie auf Unterstützung durch US-Präsident Donald Trump und die USA.
Auf die Frage, ob er befürchte, seine Vision der Koexistenz mit Israel könne als Verrat am palästinensischen Volk und dessen Anliegen betrachtet werden, antwortet Scheich Wadee al-Jaabari: «Der Verrat fand in Oslo statt. Ihr habt es vergessen, aber ich erinnere mich – 33 Jahre voller falscher Versprechen, Gewalt, Diebstahl und Armut, obwohl Milliarden an Hilfen aus dem Westen flossen.» „Er glaube an seinen Weg“, sagt al Jaabari. „Es wird Hindernisse geben, aber wenn wir auf einen Stein stoßen, nehmen wir Eisen, um ihn zu brechen.“