Gastkommentar in der NZZ von Corrado Chirico*: «Wenn die Moral aus dem Ruder läuft»

Der Autor plädiert für einen «wehrhaften Liberalismus», der die existenzielle Bedrohungen Israels durch die Hisbollah und den Iran entschlossen bekämpfen müsse.

Viele westliche Aktivisten würden Israels Verteidigungsmassnahmen als illegitim betrachten, was auf eine falsche moralische Überheblichkeit hinweise. Diese Haltung sei nicht nur auf den Nahost-Konflikt beschränkt, sondern auch in anderen geopolitischen Auseinandersetzungen, wie etwa in der Ukraine, erkennbar.

Er führt aus, dass man Israel im Namen eines diffus humanistischen Friedensideals ungerechtfertigter Radikalität in seinem militärischen Vorgehen anklagen könne. Doch damit würde man verkennen, dass weiterführende Verhandlungen nur zu bleibenden Resultaten führen würden, wenn die Hisbollah in ihren offensiven Fähigkeiten erheblich geschwächt bzw. die existenzielle Bedrohung für Israel weitgehend beseitigt sein werde.

Dies auf militärischem Wege erreichen zu wollen, sei keineswegs Ausdruck bellizistischer oder zynischer Phantasien, sondern der einzig mögliche wirksame Ansatz, den eliminatorischen Absichten der Hisbollah Paroli zu bieten. Nur eine harte Antwort vermöge den Vernichtungswillen des iranischen Regimes in die Schranken zu weisen und das Fortbestehen Israels zu garantieren. Diese Erkenntnis dürfe nicht auf dem Altar einer falschen Moral und zum Zweck aktivistischer Selbstprofilierung geopfert werden. Es könne keine Kapitulation vor jenen Kräften geben, deren erklärtes Ziel in der Zerstörung der offenen und demokratischen westlichen Gesellschaften bestehe.

Zum Artikel in der NZZ vom 14.10.2024

* Student an der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität und der Universität Potsdam