Zum Inhalt

Die Welt ist jetzt sicherer – von Sacha Wigdorovits

Es war noch der letzte Nagel am Sarg von Irans Atomwaffenprogramm: Mit 14 bunkerbrechenden Bomben des Typs GBU-57, jede über 13 Tonnen schwer, von sieben B-2-Tarnkappenbombern abgeworfen, haben die USA die tief unter der Erde gelegene iranische Urananreicherungsanlage Fordo eliminiert.

Damit vernichteten die Amerikaner mit ihrer «Superbombe», über die nur sie verfügen, jenes Kernstück des iranischen Atomwaffenprogramms, welches die israelische Armee höchstens mit Atomwaffen hätten zerstören können. Gleichzeitig bombardierten die USA von Unterseebooten aus zwei weitere wichtige iranische Atomanlagen in Natanz und Isfahan.

Auch wenn die genauen Ausmasse der Zerstörung noch nicht klar sind, lässt sich mit Bestimmtheit sagen: Die Welt ist über Nacht sicherer geworden. Denn ein Iran mit Atomwaffen hätte nicht nur für Israel, den Erzfeind der islamischen Republik, eine tödliche Bedrohung dargestellt, sondern auch für den Rest der Welt, insbesondere für die benachbarten Golfstaaten, Europa und die USA. Diese Gefahr ist nun auf Jahre hinaus gebannt, möglicherweise sogar für immer.

Dies ist nicht die einzige Erkenntnis aus der jetzigen Aktion der Amerikaner – und der dafür unerlässlichen Vorarbeit des israelischen Geheimdienstes und der israelischen Luftwaffe.

Der nächtliche Angriff durch die US-Streitkräfte zeigt auch, dass Donald Trump, der in den letzten Monaten viele für den Rest der Welt fragwürdigen Entscheide getroffen hat, gegenüber dem Iran klarsichtig geblieben ist.

Er sah ein, dass der derzeitigen iranischen Regierung nicht zu trauen und die Gefahr einer atomar bewaffneten islamischen Republik auf dem Verhandlungsweg nicht zu bannen ist.

Damit kam Trump zum gleichen Schluss wie in seiner ersten Amtszeit, als er aus demselben Grund das von seinem naiven Vorgänger Barack Obama unterzeichnete Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt hatte.

Der Angriffsentscheid erfolgte einen Tag nach Verhandlungen der europäischen Grossmächte Deutschland, Frankreich und Grossbritannien mit dem Iran. Dies illustriert, wie unwichtig diese drei selbsternannten Vermittler für die USA geworden sind.

Zurecht. Denn gerade in Europa sollte man aufgrund der eigenen Geschichte (Stichwort: München 1938) eigentlich wissen, dass Vereinbarungen mit einem Verbrecher-Regime nichts wert sind. Schon gar nicht, wenn dieses Regime wie im Iran aus religiösen Fanatikern besteht und sich nicht nur die Auslöschung der Juden, sondern die Vernichtung oder Unterwerfung aller Ungläubigen auf seine islamistische Fahne geschrieben hat.

Dass Frankreich, Grossbritannien und Deutschland mit dem Iran überhaupt verhandelten, war deshalb nicht bloss politisch falsch und peinlich, weil sie sich damit von der iranischen Regierung hinters Licht führen liessen. Es war auch eine moralische Bankrotterklärung.

Aber nicht nur die Europäer haben sich verrechnet. Auch der greise iranische Präsident Ayatollah Ali Chamenei hat sich verzockt.

Erst glaubte er nicht, dass Israel angreifen werde, während seine Abgesandten sich den Anschein gaben, mit den USA über ein Atomabkommen zu verhandeln.

Jetzt sah Chamenei den Angriff der USA nicht kommen. Er glaubte, Trump werde aufgrund des innenpolitischen Drucks von einem Teil seiner Wählerschaft nicht in den Krieg eingreifen.

Für Chameneis Fehlannahmen hat der Iran einen hohen Preis bezahlt. Zunächst konnte Israel mit gezielten Schlägen, die sich (noch) in Sicherheit wiegende Führung der iranischen Armee und der Revolutionsgarden ausschalten und danach die militärischen Fähigkeiten des Landes empfindlich schwächen.

Dann hat Israel die für die iranische Volkswirtschaft und für die Finanzierung der militärischen Aufrüstung zentralen Gas- und Erdölproduktionsanlagen angegriffen.

Jetzt haben die USA dem bereits von Israel massiv attackierten iranischen Atomprogramm den Rest gegeben.

Ob Chameneis Fehlkalkulationen und die daraus resultierende schmähliche Niederlage im Iran zu einem Regimewechsel führen wird, lässt sich nicht voraussagen.

Die Aussichten dafür sind so gut wie noch nie, seit 1979 aus der modernen, westlich ausgerichteten persischen Monarchie eine rückwärtsgewandte islamische Theokratie wurde. Aber letztlich wird es vom iranischen Volk abhängen, ob es die Gunst der Stunde nutzt, das in weiten Kreisen verhasste Regime zu stürzen.

Sollte ein solcher Umsturz tatsächlich stattfinden, so hat die letzte Woche den Nahen und Mittleren Osten für immer verändert. Zum Guten.

Aber auch sonst, werden die Karten in der Region jetzt neu gemischt. Denn unabhängig davon, wer in einer nahen Zukunft den Iran regieren wird: Die Macht der von Teheran unterstützten Terrororganisationen Hisbollah, Hamas und Huthi, die ohnehin schon geschwächt sind, dürfte endgültig gebrochen sein.

Auch das sind gute Neuigkeiten. Denn sie sind die Voraussetzung dafür, dass in Gaza eine Lösung gefunden und auch das Verhältnis Israels zum Libanon normalisiert werden kann. Dies wiederum würde die Türe zu einem Abkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien öffnen und damit zu einem stabilen und friedlicheren Nahen Osten. Dies wird nicht über Nacht geschehen, aber es ist im Interesse von uns allen.

Dass es ausgerechnet zwei der am meisten kritisierten westlichen Staatsmänner waren, welche diese Entwicklung zum Guten massgeblich beeinflussten, Benjamin Netanjahu und Donald Trump, mag man als eine gewisse Ironie des Schicksals bezeichnen.

Man kann es aber auch als Bestätigung dafür sehen, dass Geschichte – beziehungsweise «Drecksarbeit», wie es der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz dieser Tage so treffend sagte – nicht durch fromme Appelle gemacht wird, sondern durch entschiedenes Handeln. Oder, wie es so schön heisst: «Den Mutigen gehört die Welt.»

Sacha Wigdorovits ist Präsident des Vereins Fokus Israel und Nahost, der die Webseite fokusisrael.ch betreibt. Er studierte an der Universität Zürich Geschichte, Germanistik und Sozialpsychologie und arbeitete unter anderem als USA-Korrespondent für die SonntagsZeitung, war Chefredaktor des BLICK und Mitbegründer der Pendlerzeitung 20minuten.

Aktuelle Nachrichten