17. Juni 2025
Kommentar Markus Somm, Nebelspalter: Israel hat zu Recht den Iran attackiert
Die Fakten: Israel greift Iran mit 200 Kampfflugzeugen an.
Warum das wichtig ist: Wir müssen dankbar sein. Iran ist eines der übelsten Regimes der Gegenwart. Es darf keine Atombombe besitzen.
Lisa Mazzone, Weltpolitikerin von Weltrang und Präsidentin der Provinz-Grünen der Schweiz, ist überzeugt: Israel nimmt die ganze Mühe nur auf sich, um sie, Lisa Mazzone und die übrigen anti-israelischen Linken, von Gaza abzulenken.
Ein Kommentar erübrigt sich.
Vielleicht nur das: Der Krieg kostet Israel nahezu eine Milliarde Dollar pro Tag. Eine ziemlich teure PR-Aktion, um die Genfer Linke in die Irre zu führen. Doch wenn es um Israel geht, verliert die Linke inzwischen immer den Verstand. Sie können nicht mehr geradeaus denken, sondern nur mehr in Kurven.
Worum geht es?
Warum dieser Angriff jetzt?
2 Punkte.
Erstens:
Seit Dezember 2019 hat die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) einen neuen Chef: Rafael Mariano Grossi, ein argentinischer Diplomat, der sich allerdings so intensiv ins Atom-Dossier eingelesen hat, dass er mittlerweile fast so viel davon versteht wie ein Nuklear-Ingenieur.
Mit ihm änderten sich die Einschätzungen rasant, was die Gefährlichkeit des iranischen Atomprogramms betraf. Seine Vorgänger, insbesondere der Ägypter Mohammed el-Baradei, überwachten zwar tapfer die Fortschritte der Iraner, und in den Fussnoten ihrer Berichte konnte erkennen, wie ernst die Lage war, wer es denn wollte, – in der Öffentlichkeit aber wiegelten die Direktoren ab, nahmen die Iraner in Schutz, hofften auf die Diplomatie, spielten die Sache herunter.
Bis Grossi auftauchte und auf ein Rätsel stiess, das ihm niemand erklären konnte:
Warum reicherte Iran sein Uran dermassen mit Uran-235 an, wenn es doch, wie es immer beteuerte, nur eine friedliche Nutzung der Atomkraft anstrebte? In der Natur ist Uran-235 das einzige spaltbare Isotop im Element Uran, in der Regel beträgt sein Anteil daran allerdings bloss 0,72 Prozent.
Um Uran für die Nuklearenergie nutzen zu können, muss es manchmal mit Uran-235 angereichert werden, das heisst sein Anteil gesteigert werden, doch nie und nimmer in jenem Umfang, wie das im Iran beobachtet werden konnte.
Zivile Nutzung? Oder eben doch eine Atombombe?
Der Verdacht war kaum auszuräumen, zumal
- viele der gängigen Atomreaktoren ohne mit Uran-235 angereichertes Uran auskommen,
- während die übrigen es zwar benötigen, doch in der Regel mit einem Anteil von 3-4 Prozent, höchstens 5 Prozent
- Um eine Atombombe zu bauen, ist dagegen ein Anteil 85 Prozent Uran-235 nötig
Warum baute Iran so viele Anlagen, um sein Uran weit über diese Grenzen hinaus mit Uran-235 auszustatten?
Grossis Berichte waren plötzlich lesbar. Kein diplomatischer Firlefanz, sondern Klartext. Erst vor wenigen Tagen warnte die IAEA den Iran: Man ziehe das Land vor den Uno-Sicherheitsrat, weil es ganz offensichtlich im Begriff sei, eine Atombombe zu bauen.
Natürlich wussten die Israelis das schon lange. Bloss wollte es ihnen niemand glauben. Wie die aktuellen Angriffe zeigen, hat kein Geheimdienst den Iran so tief durchdrungen wie der Mossad. Sie mussten es wissen.
Zweitens.
- Die Gelegenheit schien günstig, und es war fünf vor zwölf.
Wenn Benjamin Netanjahu, der israelische Premierminister, behauptet, der Iran stehe kurz vor der Atombombe, dann gibt es kaum einen Grund daran zu zweifeln. Die Atombehörde selbst ist besorgt.
Nachdem Israel den Iran geschwächt hat wie nie zuvor, indem es dessen Terrorgruppen im Nahen Osten, sei es die Hisbollah oder die Hamas, praktisch ausgeschaltet hatte, musste Israel diese Gelegenheit nutzen: Iran hatte sein ganzes Glacis verloren, ebenso war es Israel vor Monaten gelungen, einen Teil der iranischen Luftabwehr schon dramatisch zu schädigen.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Der einzige unsichere Kantonist war Donald Trump. Würde er dem isolationistischen Flügel seiner MAGA-Bewegung nachgeben (Tucker Carlson, etc.), die so gut wie jeden Krieg ablehnt? Oder blieb er der Pragmatiker, der keine unnötigen Kriege will, aber sicher zuschlägt, wenn die Interessenlage seines Landes das erfordert?
Zur Stunde sieht es so aus, als ob der letztere Trump sich durchgesetzt hat. Doch das bleibt ungewiss. Fest steht: Ohne explizite Einwilligung von Trump hätte es Netanjahu nie gewagt, den Iran anzugreifen.
Wie geht es weiter?
Offensichtlich steht das iranische Steinzeit-Regime am Abgrund. Bereits hat es die Friedensfühler ausgestreckt und den Amerikanern via arabische Vermittler signalisiert, man sei wieder bereit für Gespräche.
Too late?
Hoffe ich. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob Trump ein Löwe ist oder ein Mickey Mouse.
Allerdings stimmt auch, was Walt Disney, der amerikanische Filmmogul, über seine Schöpfung gesagt hat:
«Wenn die Leute über Mickey Mouse lachen, dann weil er so menschlich ist. Das ist das Geheimnis seiner Popularität».
Ich wünsche Ihnen einen nachdenklichen Tag
Markus Somm