13. Juni 2025
NZZ-Kommentar: Mit dem Angriff auf Iran setzt Netanyahu auf volles Risiko – doch sein Kalkül könnte aufgehen
Zusammenfassung
«Wir können diese Bedrohung nicht der nächsten Generation überlassen», erklärte Israels Premierminister Benjamin Netanyahu in einer nächtlichen Videoansprache. «Denn wenn wir jetzt nicht handeln, wird es keine nächste Generation geben.» Mit diesem dramatischen Appell rechtfertigte Netanyahu den überraschenden Angriff auf iranische Nuklear- und Raketenanlagen – ein Schritt, der laut NZZ-Korrespondent Jonas Roth einem vollen Risiko gleichkommt.
Israel verfolgt dabei ein Ziel, das es mit dem Westen teilt: Das iranische Regime, das offen zur Vernichtung Israels aufruft, darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Zwar verfügt der Iran noch nicht über eine Atombombe, doch laut Experten reicht sein Vorrat an hochangereichertem Uran, um binnen Monaten mehrere Sprengköpfe herzustellen.
Iran kündigte «grenzenlose Vergeltung» an. Ein regionaler Krieg mit möglichen Angriffen auf US-Stützpunkte und Öl-Infrastruktur scheint denkbar. Es drohe ein langer Krieg, aus dem sich auch der Westen nicht heraushalten könnte. Nach bisherigen Erkenntnissen hat Israel unilateral gehandelt. Nun stelle sich die Frage, was dies für das Verhältnis zu den USA bedeute, so Roth.
US-Präsident Donald Trump hatte Israel noch vor dem Angriff zur Zurückhaltung aufgerufen, setzt nun aber Teheran unter Druck, ein Abkommen zu schliessen. Ob es dazu kommt, ist fraglich – denn auf die Vernunft der Ayatollahs, so Roth, könne man sich nicht verlassen.
Neben sicherheitspolitischen Motiven spielt auch innenpolitisches Kalkül eine Rolle. Netanyahu kann mit dem Angriff seine angeschlagene Koalition stabilisieren und auf Rückhalt in der israelischen Bevölkerung zählen.
Vollständiger Artikel von Jonas Roth vom 13. Juni 2025 (Bezahlschranke): nzz.ch