Anti-Israelpropaganda auf TikTok

Auf TikTok verbreiten sich unter dem vornehmlich jungen Publikum Israelhass und Antisemitismus in beispielloser Geschwindigkeit. Falsche Informationen werden ungefiltert zu vermeintlichen Wahrheiten. Das war bereits vor dem 7. Oktober, hat aber seither eine neue Eskalationsstufe erreicht. Dies zeigen neue Untersuchungen. 

Eine amerikanische Untersuchung des Verhaltens von rund 1’300 jugendlichen TikTok-Nutzern geht davon aus, dass TikTok ein wichtiger Treiber für den aktuellen Anstieg von Antisemitismus ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand antisemitische oder anti-israelische Ansichten vertritt, steigt demnach um 17 Prozent, wenn man täglich 30 Minuten auf TikTok verbringt – verglichen mit 6 Prozent bei Instagram und 2 Prozent bei X. 

Eine zweite jüngst publizierte Analyse der Bildungsstätte Anne Frank spricht gar von einer «Speed-Radikalisierung» junger Menschen. «Kein anderes soziales Medium versorgt eine so vulnerable Zielgruppe mit derart verstörendem Content - weitgehend ohne Aufsicht», kritisiert der Report.   

Fake News und gefälschte Bilder

In Beiträgen auf TikTok werde beispielsweise in Zweifel gezogen, ob das Massaker vom 7. Oktober 2023 überhaupt stattgefunden habe, oder es werde der israelischen Regierung zugeschrieben. KI-generierte Bilder vermeintlich getöteter palästinensischer Kinder würden millionenfach geteilt, um antisemitische Motive zu bedienen. «Es ist ein Krieg der Bilder und Behauptungen, in dem sich Einzelpersonen kaum zurechtfinden können», resümiert die Bildungsstätte.  

Fakten von Fiktionen zu unterscheiden, bleibt angesichts des rasanten Tempos, mit dem Bilder und Videos geteilt werden, auf der Strecke. Werden Informationen als Fake News entlarvt, haben sie längt die Runde gemacht und die Botschaft ist platziert. Ein Foto etwa, das auf TikTok, Instagram und X herumgereicht wurde, zeigte einen Mann in Trümmern, der fünf Kinder trägt. Allerdings ist das Bild eine Fälschung. Die Nachrichtenagentur Associated Press etwa sah sich drei Wochen nach dem Hamas-Angriff gezwungen, vor den vielen Fake News zum Gazakrieg, die in den Sozialen Medien die Runde machen, zu warnen.  

Anfang Februar 2024 hatte der israelische Präsident Jitzchak Herzog zwei Vertreter von TikTok eingeladen, um den Antisemitismus und Israelhass, die über die Plattform verbreitet werden, aufzuzeigen und nach Lösungen zu suchen. Bei dem Gespräch betonte Herzog: «Wir müssen Lügen und Hass bekämpfen, wo wir sie finden, auf der Strasse oder auf Sozialen Netzwerken.»  Ende 2023 zählte TikTok knapp 1,7 Mrd. User weltweit. 1,1 Mrd. Mrd. davon sind regelmässig aktiv. Der Grossteil fällt auf die Generation Z (1997-2010) und auf Millennials (1981-1996): Knapp 70 % der User gehören der Altersgruppe 16 bis 24 an. In der Schweiz nutzt mehr als ein Drittel der Bevölkerung aktiv TikTok.  

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